Kategorie: Interview

  • Im Interview mit Teresa Röder

    Im Interview mit Teresa Röder

    Wie schaust du auf die Zeit, die du schon Lehrerin bist? Was ist aus deiner Sicht die größte Herausforderung im Schulleben?

    Als ich vor 18 Jahren mein Referendariat absolvierte, wollte ich hochambitioniert die Welt in Schule verändern. Am besten von heute auf morgen. Weg vom tradierten System hin zu super innovativen Lernformen, die alle Schülerinnen und Schüler motivieren und erfolgreich werden lassen, egal mit welchem familiären Background. Die Realität in Schule sah anders aus. Die Umsetzung auch. An dieser meiner Motivation und Leidenschaft hat sich bis heute nichts geändert, obgleich sich die Welt in Schule, spätestens seit der Pandemie, ein wenig anders dreht. Eine krasse Belastung, vor allem für die Kinder und Jugendlichen. Und gleichzeitig eine riesige Chance. Wenn wir sie nutzen.

    Kinder und Jugendliche erleben seitdem eine Krise nach der anderen und wirken verunsicherter denn je. Dabei sollte sich gerade ein junger Mensch, zumindest grundlegend, so sicher fühlen dürfen, dass er oder sie sich traut, diesen Unwägbarkeiten in der analogen als auch digitalen Welt gestärkt und kompetent zu begegnen.  Als Haupt- und Realschullehrerin begleiten mich Kinder und Jugendliche mit all ihren kleinen und großen Sorgen und Nöten von Beginn an. In dieser Schulform wird schnell klar: Nicht der Unterricht oder mein Fach stehen im Vordergrund, sondern immer der Mensch. Und zwar immer mit dem Ziel:

    Komm‘ gern in die Schule. Hier bist du sicher, hier darfst du lernen, wachsen und Fehler machen.

    Über Teresa Röder

    Teresa ist seit 2007 Haupt- und Realschullehrerin in Hessen mit den Fächern Deutsch und Englisch. Seit 2021 arbeitet sie an einer Schule für Kranke. Neben Yoga und Meditation hat sie gelernt, sich durch das bewusste Setzen von Grenzen ihre Kraft zu erhalten.

    Foto: privat

    Wie schaust du auf die Zeit, die du schon Lehrerin bist? Was ist aus deiner Sicht die größte Herausforderung im Schulleben?

    Als ich vor 18 Jahren mein Referendariat absolvierte, wollte ich hochambitioniert die Welt in Schule verändern. Am besten von heute auf morgen. Weg vom tradierten System hin zu super innovativen Lernformen, die alle Schülerinnen und Schüler motivieren und erfolgreich werden lassen, egal mit welchem familiären Background. Die Realität in Schule sah anders aus. Die Umsetzung auch. An dieser meiner Motivation und Leidenschaft hat sich bis heute nichts geändert, obgleich sich die Welt in Schule, spätestens seit der Pandemie, ein wenig anders dreht. Eine krasse Belastung, vor allem für die Kinder und Jugendlichen. Und gleichzeitig eine riesige Chance. Wenn wir sie nutzen.

    Kinder und Jugendliche erleben seitdem eine Krise nach der anderen und wirken verunsicherter denn je. Dabei sollte sich gerade ein junger Mensch, zumindest grundlegend, so sicher fühlen dürfen, dass er oder sie sich traut, diesen Unwägbarkeiten in der analogen als auch digitalen Welt gestärkt und kompetent zu begegnen. 

    Als Haupt- und Realschullehrerin begleiten mich Kinder und Jugendliche mit all ihren kleinen und großen Sorgen und Nöten von Beginn an. In dieser Schulform wird schnell klar: Nicht der Unterricht oder mein Fach stehen im Vordergrund, sondern immer der Mensch. Und zwar immer mit dem Ziel:

    Wie sieht ein solcher “sicherer Ort” Schule aus?

    Gemeinsam graben wir Lehrer:innen nach jedem noch so kleinen Stückchen Gold, entdecken Stärken und ungeahnte Potenziale, die entfaltet werden wollen. Bevor diese Kinder, egal ob klein oder groß, bereit sind, sich auf das gemeinsame Lernen mit mir überhaupt einzulassen, arbeiten wir eine ganze Weile an eben diesen Schwerpunkten. Jeder junge Mensch kommt mit einem Rucksack an Erfahrungen, mal leichter, mal schwerer. So sollte sich Schule als Lebensraum begreifen. Wer bist du eigentlich und wo möchtest du hin? Was kannst du, wo liegen deine Stärken und wie kann ich dich dabei unterstützen? Was fällt dir eigentlich schwer und warum ist es so wichtig, sich zu trauen, Fehler zu machen und auch mal zu scheitern? Wo biegen wir ab und wann gehen wir lieber wieder einen Schritt zurück, um erneut Anlauf zu nehmen oder die Richtung zu ändern? Dieses Fundament ist so wertvoll, da es den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, ihren Lernprozess aktiv mitzugestalten, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und somit selbstwirksam zu sein. Kompetent zu sein. Krisenfest zu werden. Für alles, was sie jetzt und zukünftig erwartet.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Vielen Kindern und Jugendlichen fehlen häufig gefühlt die Orientierung und der Halt, von einer Zukunftsperspektive ganz zu schweigen. Dabei kommt Schule und uns Lehrkräften eine so wichtige Rolle zu. Kinder verbringen laut Remo Largo ca. 12.000 Stunden ihres Lebens in der Schule, wo könnte der (positive) Einfluss größer sein? Als Lehrkraft habe ich das große Privileg, diese jungen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Ihre Fortschritte und Entwicklungen zu sehen und zu unterstützen. Sie zu ermutigen, sich ganz aktiv in diese Welt einzubringen und sie mitzugestalten. Mutig voranzugehen und Dinge in Angriff zu nehmen, mit der Fähigkeit auch mit Rückschlägen gut umgehen zu können.

    Diese Haltung, jungen Menschen im Lebensraum Schule positiv und wohlwollend zu begegnen und diesen mit ihnen gemeinsam zu gestalten, sehe ich als meine Hauptaufgabe an. Eine unfassbar wertvolle Aufgabe. In einem häufig noch zu herausfordernden System. Beides darf gleichzeitig wahr sein. Um den jungen Menschen, aber auch mir selbst als Lehrkraft gerecht zu werden, braucht es Unterstützung von außen und innen. Für das Innen – Beginne im Kleinen, in deinem Raum, in deiner Klasse.

    Immer im Hinterkopf: Better done than perfect. Verbinde dich mit Kolleginnen und Kollegen, die deine Haltung teilen, jungen Menschen in Schule gleichwürdig zu begegnen und sie zu stärken. Es lohnt sich. Für beide Seiten. Jeden Tag.

  • Im Interview mit Susanne Ruppert

    Im Interview mit Susanne Ruppert

    Wo bist du als Lehrerin zu Hause?

    Direkt nach meinem Referendariat an der Grundschule, in die ich selbst als Kind gegangen war, bekam ich eine Planstelle an einer winzig kleinen Dorfschule. So klein, dass ich die meisten Jahre dort jahrgangsübergreifende Klassen hatte. Durch die begrenzte Anzahl an Kindern sind wir auch ein kleines Kollegium. Somit sind wir alle mit vielen Aufgaben betraut, die die Schule lebendig machen. Denn auch an kleinen Schulen sind die meisten Aufgaben identisch zu den größeren Schulen, jedoch verteilen sich die Aufgaben auf weniger Schultern. Mein Steckenpferd sind der Einsatz digitaler Medien, Coding und der Musikunterricht. Ich würde aber nie sagen, dass mir alles andere keinen Spaß bereitet, ich unterrichte einfach für mein Leben gerne.

    Über Susanne Ruppert

    Susanne ist seit 16 Jahren Grundschullehrerin und hat vom ersten Tag an digital unterrichtet. Sie ist Medienberaterin und Medienkoordinatorin und Autorin für mehrere Verlage und Plattformen.

    Sie liebt es, dass sie selbst entscheiden kann, wann und wo sie ihren Unterricht vorbereitet – auch wenn das zu manchmal unmöglichen Zeiten geschieht. Je weniger man Susanne gängelt, desto kreativer und produktiver ist sie.

    Foto: privat

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Wenn ich mir meinen Schulalltag anschaue, dann würde ich von außen betrachtet feststellen, dass ich damit beschäftigt bin, Lernumgebungen zu gestalten.

    Ich kreiere Lernumgebungen, die es den Kindern ermöglichen, eigenverantwortlich und eigenständig zu lernen.

    Dies durch Differenzierung, offenen Unterricht, Förderung von Selbstständigkeit und das sinnvolle Einbinden digitaler Medien. Mir fällt außerdem auf, dass unsere Vorbildrolle immer wichtiger wird und dass wir auch die Eltern schulen müssen, um bestmöglichen Lernerfolg bei den Kindern zu erzielen.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Aus dem gleichen Grund wie eh und je. Mein Mentor hat das vor vielen Jahren mal sehr treffend formuliert und sein Zitat habe ich immer noch vor Augen, wenn ich gefragt werde, warum ich gerne Lehrerin bin. „Ich arbeite mit den ehrlichsten Menschen auf der Welt zusammen!“  Wer kann das schon von seinem Arbeitsumfeld behaupten? Klar, das ist manchmal ganz schön anstrengend, doch ist es zeitlich so unfassbar schön.

    Ich arbeite seit nunmehr 16 Jahren digital. Die meisten Jahre davon wurde ich dafür belächelt. Das wären Spielereien, das setzt sich nicht durch. Heute bin ich sehr stolz darauf, nie locker gelassen zu haben. Oft habe ich gegen Windmühlen gekämpft, mit privaten Geräten jongliert, um weitermachen zu können. Auch auf meinem Instagram-Account habe ich bereits 2018 viele Ideen gezeigt, wie man iPads handlungsorientiert einsetzt. Dafür habe ich sogar ein Schlagwort: Reformpädagogik 4.0. Aber das war 2018 einfach kein Content, der die breite Masse angesprochen hat. Weil sich die Lehrkräfte da viel zu sehr reindenken mussten, bzw. überhaupt nicht die technischen Voraussetzungen dafür hatten.

    Heute kann ich das machen, was ich immer wollte: Irgendwas mit Medien und Grundschullehrerin. Social Media bereitet mir auch so verdammt viel Spaß und auch meine Arbeit als Bloggerin und Autorin beim Klett-Verlag. Obwohl ich Vollzeit als Grundschullehrerin arbeite, geht ja mein Tätigkeitsfeld viel weiter. Es ist schön, dass ich dadurch viele Kolleg:innen erreiche. Denn das ist meine Lieblingsrechnung: Wenn ich einer Lehrkraft helfe, sie unterstütze, dann helfe ich bestenfalls schon mal 25 Kindern.

    Susannes Tipp

    Einfach mal machen, es könnte ja gut werden 😉

    Jede Lehrkraft sollte ihre Talente kennen und diese Stärken. Wir schauen oft zu sehr auf das, was wir noch nicht können oder vielleicht weniger gut können als jemand anderes. Wir sollten mehr auf unsere Stärken schauen – wie bei den Kids.

  • Im Interview mit Ute Girschkowski

    Im Interview mit Ute Girschkowski

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Viele Kinder verbringen durch die Betreuung im Ganztag mehr Zeit in der Schule als an jedem anderen Ort. Die Hauptaufgabe einer Lehrkraft ist das Begleiten. In der Grundschule nehmen wir die Kinder in der ersten Klasse in Empfang, schauen, wo sie stehen, und begleiten sie auf ihren schulischen Weg. Das umfasst sowohl ihr Lernen, als auch ihre Persönlichkeitsentwicklung. Als Lehrkraft ist es meine Aufgabe, zu sehen, was die Schüler*innen individuell brauchen, um weiter zu wachsen. Ich versuche sie dazu anzuleiten, kooperativ zu arbeiten, eigene Lösungswege zu finden und Vertrauen in ihr eigenes  Können zu haben.

    Die Aufgaben, die heute an Lehrkräfte gestellt werden, sind also vielfältig und fordern uns als Personen sehr. Umso wichtiger ist es, im multiprofessionellen Team (Lehrkräfte, Förderkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, Schulleitung, Schulbegleiter und externe Helfer) zu kooperieren und sich gegenseitig zu stützen. Die geteilte Last sowie die gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung sind wichtig, um die Freude am Beruf zu erhalten. So ist es am Ende auch die Aufgabe der Lehrkraft, für Kollegen da zu sein, Hilfe anzunehmen und für eigene Entlastungen zu sorgen, wo und wann man kann.

    Über Ute Girschkowski

    Ute arbeitet seit 15 Jahren als Lehrerin an einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen. Ihre Schule arbeitet jahrgangsübergreifend und im gemeinsamen Lernen (inklusiv). Zusätzlich ist sie als Ausbildungsleiterin für die Referendar:innen tätig und entwickelt als freie Autorin digitale Unterrichtsmaterialien.

    In diesem Schuljahr bin ich zusätzlich als Ausbildungslehrerin für unsere Referendarin tätig. In den sozialen Medien und auf eduki.de teile ich meinen Unterricht und meine digitalen Unterrichtsmaterialien unter dem Profilnamen „Fraulein_Lehrerin“.

    Bildquelle: privat

    Die Schule ist im Wandel und es ist gerade heute spannend, ein Teil davon zu sein.

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Viele Kinder verbringen durch die Betreuung im Ganztag mehr Zeit in der Schule als an jedem anderen Ort. Die Hauptaufgabe einer Lehrkraft ist das Begleiten. In der Grundschule nehmen wir die Kinder in der ersten Klasse in Empfang, schauen, wo sie stehen, und begleiten sie auf ihren schulischen Weg. Das umfasst sowohl ihr Lernen, als auch ihre Persönlichkeitsentwicklung. Als Lehrkraft ist es meine Aufgabe, zu sehen, was die Schüler*innen individuell brauchen, um weiter zu wachsen. Ich versuche sie dazu anzuleiten, kooperativ zu arbeiten, eigene Lösungswege zu finden und Vertrauen in ihr eigenes  Können zu haben.

    Die Aufgaben, die heute an Lehrkräfte gestellt werden, sind also vielfältig und fordern uns als Personen sehr. Umso wichtiger ist es, im multiprofessionellen Team (Lehrkräfte, Förderkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, Schulleitung, Schulbegleiter und externe Helfer) zu kooperieren und sich gegenseitig zu stützen. Die geteilte Last sowie die gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung sind wichtig, um die Freude am Beruf zu erhalten. So ist es am Ende auch die Aufgabe der Lehrkraft, für Kollegen da zu sein, Hilfe anzunehmen und für eigene Entlastungen zu sorgen, wo und wann man kann.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Die Entscheidung für den Beruf der Lehrerin an der Grundschule traf ich schon in meiner eigenen Grundschulzeit. Die Freude am Lernen, die ich selber hatte, wollte ich gerne weitergeben. Dieses Ziel hat mich auch mein ganzes Berufsleben durch geprägt. Sich zu überlegen, wie Lerninhalte so für die Lerngruppe auf- und ausgearbeitet werden können, dass sie eingängig und motivierend sind, ist eine ständige Herausforderung. Dabei finde ich es gerade jetzt aufregend zu sehen, welche neuen Möglichkeiten und Wege sich durch die Technik ergeben. In den sozialen Medien (z.B.Instagram, #instalehrerzimmer) findet ein sehr anregender und produktiver Austausch über Schulentwicklung und die Entwicklung des eigenen Unterrichts statt, denn es so im „kleinen“, lokalen Kollegium nicht geben kann. Auf den Profilen anderer  Lehrer*innen erhält man täglich Einblicke in den Unterricht anderer und Denkanstöße für die eigene Arbeit.

    Welche Rolle spielt die Digitalisierung für deine Arbeit?

    Im eigenen Klassenzimmer spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Im Klassenzimmer wechseln sich digitale und analoge Aufgabenformate ab und ergänzen aneinander. Der unkomplizierte Einsatz von Audioinhalten, Videos, Apps, Bildmaterialien, vorbereiteten Folien, Präsentationen und interaktiven Übungsformaten eröffnet Möglichkeiten, die es zu Beginn meiner Lehrtätigkeit noch nicht gab. Die Welt kann schneller ins Klassenzimmer geholt und Inhalte nachdrücklicher vermittelt werden.

    Auf der anderen Seite ist es durch die Digitalisierung auch für meine eigene Unterrichtsvorbereitung einfacher geworden. Wo früher umständlich analoge Materialien gesucht und jedes Arbeitsblatt selbst erstellt werden mussten, reicht heute ein Klick. Auf Lehrmittelplattformen wie eduki.de finde ich schnell und unkompliziert Anregungen und fertige Unterrichtsmaterialien von anderen Lehrkräften, die ich selber unkompliziert nutzen kann. Spannend sind für mich auch gerade die Möglichkeiten, die AI-Anbieter wie ChatGPT einem als Lehrkraft bieten.

    Woraus schöpfst du die Kraft für deine Tätigkeit?

    Es ist leicht, sich zu etwas zu motivieren, das man gerne macht. Ich bin in den bisherigen 15 Jahren meines Berufslebens jeden Tag gerne in die Schule gegangen und habe mich auf das Unterrichten gefreut. Kleine und große Erfolge, sowohl im Lernen als auch im Miteinander und im Wachsen der Kinder, geben Kraft für die weitere Arbeit. Gerade im Grundschulalter ist man eine sehr enge Bezugsperson für die Schüler*innen und freut sich mit ihnen jeden Tag über viele Kleinigkeiten. Eine andere, wichtige Kraftquelle ist unser schulisches Team. Mein Kollegium ist familiär und ein doppeltes Netz bei Sorgen und Nöten. Es hilft, dass man sich selber als Lehrerin entfalten kann und den nötigen Rückhalt hat.

  • Im Interview mit Tobias Raue

    Im Interview mit Tobias Raue

    Wo bist du gerade tätig?

    Ich bin aktuell an den Kaufmännischen Schulen Rheine tätig – einem Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung im Norden von Nordrhein-Westfalen. Mit rund 2.000 Schüler:innen und Studierenden sind wir zwar nicht das größte Berufskolleg im Land, aber zweifellos ein bildungspolitisches Schwergewicht in unserer Region.

    Seit Beginn des aktuellen Schuljahres habe ich die offizielle Funktion der Schulleitung übernommen – wobei ich diese Rolle bewusst als Teamleitung verstehe. Ich sehe mich nicht als delegierende, sondern als ermöglichende Instanz: Mein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kolleg:innen inspirieren, stärken und in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützen.

    Neben meiner Leitungstätigkeit bin ich weiterhin als Lehrer aktiv – unter anderem in der Fachschule für Wirtschaft sowie im Bildungsgang „Europakaufleute“. Inhaltlich habe ich mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Förderung von Unternehmergeist (z. B. im Planspiel DGPS) sowie mit der Bildung in der digitalen Welt befasst. Beide Themenfelder habe ich über viele Jahre auch im Rahmen der Fortbildung von Lehrkräften begleitet – sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in internationalen Projekten mit Partnern in der Türkei, Belarus und Jordanien. Mit der Übernahme der Schulleitung habe ich diesen Bereich jedoch bewusst in andere Hände übergeben, um mich ganz auf meine neue Rolle und die damit verbundenen Aufgaben konzentrieren zu können.

    Über Tobias Raue

    Lehrer und Schulleiter eines Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen. Er ist seit 2004 im Schuldienst tätig und hat zahlreiche Facetten des Lehrerberufs erlebt – von der Fachpraxis im Unterricht bis hin zur Schulentwicklung auf Leitungsebene.

    Um seine Akkus aufzuladen, wenn der Schulalltag voll war, gönnt er sich ab und zu einen Filmabend mit gutem Streaming. Oder er geht pfeifend durch die Schule …

    Lennart Böwering

    Wenn morgens „Take a Chance on Me“ gepfiffen durch die Flure klingt, ist das kein ungewöhnliches Geräusch bei uns.

    Wo bist du gerade tätig?

    Ich bin aktuell an den Kaufmännischen Schulen Rheine tätig – einem Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung im Norden von Nordrhein-Westfalen. Mit rund 2.000 Schüler:innen und Studierenden sind wir zwar nicht das größte Berufskolleg im Land, aber zweifellos ein bildungspolitisches Schwergewicht in unserer Region.

    Seit Beginn des aktuellen Schuljahres habe ich die offizielle Funktion der Schulleitung übernommen – wobei ich diese Rolle bewusst als Teamleitung verstehe. Ich sehe mich nicht als delegierende, sondern als ermöglichende Instanz: Mein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kolleg:innen inspirieren, stärken und in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützen.

    Neben meiner Leitungstätigkeit bin ich weiterhin als Lehrer aktiv – unter anderem in der Fachschule für Wirtschaft sowie im Bildungsgang „Europakaufleute“. Inhaltlich habe ich mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Förderung von Unternehmergeist (z. B. im Planspiel DGPS) sowie mit der Bildung in der digitalen Welt befasst. Beide Themenfelder habe ich über viele Jahre auch im Rahmen der Fortbildung von Lehrkräften begleitet – sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in internationalen Projekten mit Partnern in der Türkei, Belarus und Jordanien. Mit der Übernahme der Schulleitung habe ich diesen Bereich jedoch bewusst in andere Hände übergeben, um mich ganz auf meine neue Rolle und die damit verbundenen Aufgaben konzentrieren zu können.

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Bildung und Erziehung bilden nach wie vor den Kern unserer Arbeit – doch die Schwerpunkte verschieben sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen. Lehrkräfte sind heute nicht nur Wissensvermittler:innen, sondern vor allem Begleiter:innen auf dem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.

    Gerade an einem Berufskolleg übernehmen wir dabei eine Schlüsselfunktion im Übergang von Schule in Ausbildung, Studium oder Beruf. Wir vermitteln nicht nur Kompetenzen, sondern auch Orientierung in beruflichen Systemen und gesellschaftlichen Zusammenhängen – und öffnen Zugänge zu Netzwerken, die jungen Menschen oft noch verschlossen sind.

    Kaufmännische Schulen Rheine

    Dabei ist Schule längst mehr als ein Ort des Lernens. Sie ist ein sozialer Erfahrungsraum – mit klaren Strukturen, verlässlichen Regeln und einem geschützten Rahmen, der im besten Fall eine Atmosphäre schafft, die als Resonanzraum wirkt: ein Ort, an dem junge Menschen sich selbst und anderen begegnen können – angstfrei, respektvoll und auf Augenhöhe.

    Das gelingt nicht immer. Denn individuelle und kollektive Konflikte aus dem sozialen Umfeld tragen viele Schüler:innen täglich mit in den Klassenraum. Ein faires, vielfältiges und demokratisches Miteinander zu ermöglichen, ist eine Daueraufgabe – und eine echte Herausforderung. Jede Lehrkraft steht dafür ein. Und das ist ein anstrengender Job. Vor allem, weil man sich ständig auf neue Dynamiken einlassen muss – was nicht leicht ist in einem Tempo, in dem sich Jugend immer wieder neu erfindet. Getrieben von digitaler Referenzialität und Gemeinschaftlichkeit.

    Gerade jetzt gerne Lehrer zu sein – das ist für mich eine bewusste Entscheidung. In einer Zeit, in der viele Lebensbereiche von Unsicherheit und Wandel geprägt sind, bleibt Schule ein verlässlicher Ort. Ein Ort, an dem junge Menschen begleitet, gestärkt und ernst genommen werden. Daran mitzuwirken, gibt meiner Arbeit Sinn und Richtung.

    Was motiviert dich? Warum bist du gerne Lehrer und gerne jetzt Lehrer?

    Was mich motiviert, ist der Gestaltungsraum: Schule ist nie „fertig“. Gerade am Berufskolleg können wir ganz konkret Einfluss nehmen – auf gerechte Übergänge in Ausbildung und Beruf, auf die Orientierung in einer komplexen Gesellschaft, auf das Miteinander im (beruflichen) Alltag.

    Was mich trägt, ist die spürbare Wirkung – im Kleinen wie im Großen. Wenn ein Schüler mir auf dem Flur wiederholt stolz berichtet, dass „jetzt alles besser läuft“, nachdem wir gemeinsam einen neuen Weg für ihn gefunden haben. Oder wenn ein ehemaliger Teilnehmer meines Gründerkurses den Mut fasst, in ein Berliner Start-up einzusteigen – bestärkt durch das, was er bei uns erleben konnte. Solche Momente zeigen, dass unsere Arbeit etwas bewegt.

    Schule ist ein Ort, in dem nachgedacht, gestritten, gelernt und gelacht werden darf.

    Und nicht zuletzt ist Schule für mich ein Resonanzraum – für Schüler:innen, aber auch für uns Lehrkräfte. Das zu ermöglichen, im Team, Tag für Tag, macht für mich den Kern dieses Berufs aus.

    Woraus schöpfst du die Kraft für deine Tätigkeit?

    Meine Resilenzquellen sind bunt gemischt – und ganz und gar nicht nur pädagogisch. Da ist natürlich meine Familie, die mir Rückhalt gibt und mir hilft, den Blick zu weiten. Dann sind da gute Gespräche im Freundeskreis, bei denen es auch mal nicht um Schule und Führung gehen darf – oder umso entspannter genau darum.

    Kraft schöpfe ich auch aus unserer Schule selbst – einem gut ausgestatteten, modernen Arbeitsort, an dem ich gerne bin. Und aus dem Miteinander mit meinem Leitungsteam und dem Kollegium: Wir tragen gemeinsam, was uns bewegt, und das gibt Halt.

    Und dann ist da noch dieser leise Grundoptimismus, der mich trägt. Vielleicht eine leicht naive Vorstellung – aber ich glaube daran, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt. Und ich gehe davon aus, dass viele diesen Optimismus teilen. Das hilft.

    Tobias’ Tipp

    Schule nicht zu ernst nehmen – im besten Sinne. Natürlich übernehmen wir Verantwortung für Bildung, Entwicklung und Zukunft. Aber Schule ist auch ein Ort voller Eigenarten, kleiner Pannen und großer Lernmomente – für alle Beteiligten. Wer das mit einem offenen Herzen und einem Augenzwinkern begleitet, bleibt handlungsfähig – und vor allem: menschlich.

  • Im Interview mit Dr. Patrick Bronner

    Im Interview mit Dr. Patrick Bronner

    Was hat dich motiviert Lehrer zu werden?

    Im deutschen Bildungssystem entscheidet sehr oft die soziale Herkunft über den Bildungserfolg. In meiner eigenen Schulzeit habe ich selbst erfahren, was engagierte Lehrerinnen und Lehrer mit Überzeugung und Motivation bewirken können.

    Ich komme aus einer Bäckerfamilie mit einer über 100-jährigen Familientradition. Deshalb war von Anfang an klar: Der Junge geht auf die Hauptschule und übernimmt dann die traditionelle Bäckerei. Mein großes Glück waren viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die mich als Schüler persönlich gefördert und mir gezeigt haben, wie wichtig gute Noten sind. Von der Hauptschule ging auf die Realschule und nach der mittleren Reife auf das berufliche Gymnasium. Ich hätte Medizin oder Jura studieren können, habe mich aber ganz bewusst für einen Beruf entschieden, in dem man mit jungen Menschen sehr viel bewegen kann.

    Über Dr. Patrick Bronner

    Patrick erhielt den Deutschen Lehrerpreis 2016 für den Einsatz von Smartphones im Unterricht. Heute ist er ein Vorreiter für den kompetenzorientierten Unterricht mit Tablets und KI-Tools. Er unterrichtet seit 15 Jahren Mathematik und Physik am Friedrich-Gymnasium in Freiburg, bildet Referendare aus, ist Fachberater für Unterrichtsentwicklung und hält Vorträge zur zeitgemäßen digitalen Bildung.

    Foto: privat

    Ich engagiere mich als Pädagoge für eine kompetenzorientierte digitale Bildung, die nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf

    Was hat dich motiviert Lehrer zu werden?

    Im deutschen Bildungssystem entscheidet sehr oft die soziale Herkunft über den Bildungserfolg. In meiner eigenen Schulzeit habe ich selbst erfahren, was engagierte Lehrerinnen und Lehrer mit Überzeugung und Motivation bewirken können.

    Ich komme aus einer Bäckerfamilie mit einer über 100-jährigen Familientradition. Deshalb war von Anfang an klar: Der Junge geht auf die Hauptschule und übernimmt dann die traditionelle Bäckerei. Mein großes Glück waren viele engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die mich als Schüler persönlich gefördert und mir gezeigt haben, wie wichtig gute Noten sind. Von der Hauptschule ging auf die Realschule und nach der mittleren Reife auf das berufliche Gymnasium. Ich hätte Medizin oder Jura studieren können, habe mich aber ganz bewusst für einen Beruf entschieden, in dem man mit jungen Menschen sehr viel bewegen kann.

    Du hast 2016 den Deutschen Lehrerpreis für den Einsatz von Smartphones im Unterricht erhalten. Warum ist deine Schule vom preisgekrönten BYOD-Konzept wieder abgerückt?

    Im Jahr 2015 haben wir ein schulweites Smartphone-Konzept eingeführt. Die Schülerinnen und Schüler konnten dabei ihr privates Smartphone im Klassenzimmer für schulische Zwecke einsetzen (BYOD-Konzept). Wir konnten so die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von mobilen Endgeräten in allen Fächern erproben und gleichzeitig zahlreiche Unterrichtsbeispiele veröffentlichen.

    Im Jahr 2018 haben wir eine komplette Klassenstufe mit 1:1 Tablets ausgestattet. Durch den nun möglichen Vergleich wurde deutlich, dass das Smartphone-Konzept für die Schule nur eine Übergangslösung darstellt, bis alle Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 mit Tablets ausgestattet sind. Die von der Schule verwalteten 1:1 Schüler-Tablets haben ein einheitliches Betriebssystem, jeder Lernende hat das gleiche Modell und von der Klassenstufe abhängige Restriktionen. Durch das Fehlen von Social-Media-Apps lenken Tablets nicht so stark vom Lernen ab, wie dies bei Smartphones der Fall war.

    Seit der flächendeckenden 1:1-Ausstattung mit Tablets sind Smartphones bei uns nicht nur wie bisher in den Pausen, sondern nun auch im Unterricht strikt verboten. Zur Wahrung der Chancen- und Bildungsgerechtigkeit verzichten wir auf eine Elternfinanzierung der Schüler-Tablets und bezahlen die Endgeräte komplett aus dem Schulbudget.

    Viele  machen sich Sorgen über die Medienzeit der Schülerinnen und Schüler.
    Morgens das schulische Tablet und nachmittags das private Smartphone … was meinst du dazu?

    Wir haben vier didaktische Leitlinien für eine wirkungsvolle Nutzung der 1:1 Schüler-Tablets aufgestellt und passen diese immer wieder an die aktuellen Entwicklungen, wie z. B. der Verfügbarkeit von künstlicher Intelligenz an. Dabei orientieren wir uns an den Ergebnissen der empirischen Unterrichtsforschung.

    Unter anderem wird in unseren Leitlinien empfohlen, dass die Schüler-Tablets maximal nur die Hälfte der Unterrichtszeit aktiv sein sollten. Dies wird z.B. erreicht, indem die digitale Heftführung eingeschränkt ist: In Mathematik wird nur das Regelheft digital, das Übungsheft aber analog geführt. Auf E-Books wird komplett verzichtet und es gibt ganz bewusste analoge Lernzeiten ohne KI-Unterstützung. Klare Routinen wie „Tablet zu“ beim Lehrer-Schüler-Gespräch helfen zusätzlich, Ablenkung und Medienzeit zu minimieren.

    Und jetzt kommt auch noch KI dazu! Was ist dir dabei im Unterricht wichtig?

    Der Einsatz von künstlicher Intelligenz kann nicht nur das Lernen bereichern, sondern auch die Art und Weise, wie Wissen vermittelt und geprüft wird, grundlegend verändern. Um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler KI-Werkzeuge reflektiert und lernförderlich nutzen, werden in meinem Unterricht Kompetenz zur präzisen Prompt-Formulierung und zur fachlichen Analyse von KI-Antworten entwickelt. Zudem werden die Schülerinnen und Schüler angeleitet, die KI z.B. in Projektarbeiten co-kreativ einzusetzen.

    Dabei werden nicht nur die Chancen, sondern vor allem auch die Risiken im Umgang mit KI-Technologie thematisiert: Fragen des Datenschutzes (Schullizenz bei fobizz), die Gefahr der Abhängigkeit von der Technologie, Aspekte der Nachhaltigkeit, mögliche Verzerrungen in den Algorithmen und die Notwendigkeit der Förderung von kritischem Denken und ethischem Bewusstsein.

    KI wird in meinem Unterricht sowohl als Lern- als auch als Prüfungsgegenstand betrachtet, um ein umfassendes Verständnis und eine verantwortungsvolle Nutzung zu gewährleisten.

    Sind Tablets und KI der Schlüssel zum erfolgreichen Unterricht?

    Zunächst sollte das langfristige Ziel sein, dass der kompetenzorientierte Einsatz von digitalen Medien und KI-Tools von Lehrerinnen und Lehrern nicht als Herausforderung, sondern als selbstverständlicher Teil der Lern- und Prüfungskultur im Unterricht gesehen wird.

    Ich plädiere dafür, Tablets und KI-Tools im Klassenzimmer wirkungsvoll einzusetzen, ihre Bedeutung für die Bildung aber auch nicht zu überschätzen.

    Digitale Werkzeuge machen die analoge Zeit im Klassenzimmer nicht überflüssig. Das Basiswissen muss auch ohne KI-Unterstützung sitzen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit darf nicht zu kurz kommen.

    Das Bildungsziel der Schule bleibt auch im Zeitalter von künstlicher Intelligenz die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu kritikfähigen, werte- und verantwortungsbewussten Menschen. Und dazu gehören nicht nur Tablets und KI, sondern auch Sport, Musik und Arbeitsgemeinschaften wie Theater und Philosophie. Es geht um die Persönlichkeitsentwicklung, das Digitale ist nur ein kleiner Teil davon.

    Letztlich sind es die Lehrerinnen und Lehrer, die durch ihre inspirierende Vorbildfunktion die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, neugierig zu sein und im Idealfall jeden Tag mit Begeisterung zu lernen. Bildung ist und bleibt der Schlüssel zu einem erfolgreichen und erfüllten Leben. Mit Motivation und Engagement können Lehrerinnen und Lehrer einen wichtigen Beitrag leisten und die Zukunft ihrer Schülerinnen und Schüler positiv prägen. Das habe ich selbst als Schüler – damals noch ohne digitale Medien – erfahren und deshalb diesen erfüllenden, aber auch herausfordernden Beruf ergriffen.

  • Im Interview mit Kristin van der Meer

    Im Interview mit Kristin van der Meer

    Was liebst du an deinem Beruf?

    Ich unterrichte an der Neuen Grundschule fächerübergreifend in mehreren Jahrgangsstufen, leite verschiedene Schulprojekte, entwickle digitale Formate, halte Fortbildungen für Lehrkräfte und bin mitverantwortlich für das Thema „Künstliche Intelligenz in der Grundschule“. Kurz: Mein Beruf ist so vielfältig wie herausfordernd – und genau das liebe ich daran.

    Über Kristin van der Meer

    Kristin ist seit 2017 Lehrerin, unterrichtet an der Neuen Grundschule Potsdam, ist Gewinnerin des KI Innovationslabor und bezeichnet sich selbst als “Bildungsinfluencerin mit Überholspurgedanken”. Die Quereinsteigerin schöpft Kraft aus jedem Moment, in dem ein Kind sagt: „Ich hab’s verstanden!“ Oder: „Ich trau mich jetzt!“. Oder strahlt, weil es sich gesehen fühlt.

    Foto: privat

    Schule muss ein Ort sein, an dem Kinder erleben, dass sie zählen. Dass ihre Stimme wichtig ist. Dass sie gestalten dürfen.

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer Lehrkraft heute?

    Aus meiner Sicht hat sich die Rolle von Lehrkräften stark gewandelt. Wir sind heute Wegbegleiter:innen in einer Welt, die sich rasend schnell verändert. Unsere Aufgabe ist es, Kinder auf ein Leben vorzubereiten, das wir selbst in seiner konkreten Form noch gar nicht kennen. Dafür brauchen sie keine starren Fakten, sondern Kompetenzen: Selbstwirksamkeit, Kreativität, Kollaboration, Kritikfähigkeit, Reflexion – und den Mut, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Unsere Aufgabe ist es, Räume zu schaffen, in denen Kinder sich ausprobieren dürfen, wachsen, Fehler machen und lernen können, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Weil ich spüre, wie sehr die Schule gerade in Bewegung kommt. Der Lehrkräftemangel zwingt uns, Strukturen zu hinterfragen. Digitalisierung verändert unseren Unterricht grundlegend. Die Gesellschaft verlangt nach Teilhabe, Nachhaltigkeit und Inklusion. All das sind keine leichten Aufgaben – aber sie eröffnen uns ungeahnte Möglichkeiten.

    Ich bin gerne Lehrerin, weil ich diese Veränderung mitgestalten darf. Weil ich Schülerinnen und Schülern zeigen kann, dass sie mit KI kreativ schreiben, selbstständig lernen oder eine inklusive Präsentation gestalten können. Weil ich Kolleg:innen dazu ermutigen kann, neue Wege zu gehen – sei es mit digitalen Tools, mit innovativen Lernformaten oder im Team mit den Kindern.

    Ich bin gerne Lehrerin, weil meine Schülerinnen und Schüler mich täglich daran erinnern, worauf es ankommt: Neugier. Miteinander. Menschlichkeit. Sie sind nicht „die Generation TikTok“, sondern die Generation Hoffnung. Und ich bin stolz, sie begleiten zu dürfen.

    Kristins Tipp

    Lasst euch nicht entmutigen – und bleibt nicht allein. Es gibt so viele kreative, mutige, leidenschaftliche Lehrkräfte da draußen. Vernetzt euch, tauscht euch aus, probiert gemeinsam Neues. Nutzt KI nicht als Angstthema, sondern als Werkzeug, das euch Zeit schenkt und neue Wege eröffnet. Öffnet den Unterricht, beteiligt die Kinder. Macht Schule wieder zu einem Ort, an dem Zukunft beginnt – jeden Tag aufs Neue.

  • Im Interview mit Johanna Waidt

    Im Interview mit Johanna Waidt

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Als ich frisch aus dem Studium kam, hätte ich diese Frage wahrscheinlich damit beantwortet, dass unsere Hauptaufgabe die Wissensvermittlung ist. Doch Wissensvermittlung ist mittlerweile in den Hintergrund gerückt, weil so viele andere Aufgaben Vorrang haben.

    Unsere Hauptaufgabe liegt zunehmend in der Erziehung und im Beziehungsaufbau. Wir versuchen, Defizite aus der Pandemie oder aus der enormen Chancenungleichheit auszugleichen. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Schüler:innen in einen festen, strukturierten und ritualisierten Alltag zu bringen. Sie sollen lernen, sich an gesellschaftliche Vorgaben anzupassen und sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Gleichzeitig besteht unsere Aufgabe darin, sie zur Autonomie zu erziehen, sie zum selbstständigen Lernen und kreativen Arbeiten zu motivieren.


    Dieser Prozess wird uns jedoch durch starre Lehrpläne, unflexible und veraltete Strukturen sowie fehlende finanzielle Mittel erschwert. Und damit meine ich nicht nur fehlende Tablets oder Laptops – die natürlich ebenfalls Mangelware sind. Ich spreche von grundlegenden Dingen wie funktionierenden Sanitäranlagen, einem ansprechenden Pausenhof (oder überhaupt einem Pausenhof) und einer sicheren Turnhalle. Es fehlt oft an einem Ort, an dem sich Kinder wohlfühlen können, ohne dass Lehrkräfte ein Monatsgehalt für die Gestaltung des Klassenzimmers ausgeben müssen.

    Über Johanna Waidt

    Johanna ist seit 2020/21 voll ausgebildete Sonderpädagogin. Sie arbeitet in Bayern an einer Schule zur Erziehungshilfe (Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung) und ist zugleich als mobile Reserve an einem sonderpädagogischen Förderzentrum im Landkreis tätig.

    Bildquelle: privat

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Als ich frisch aus dem Studium kam, hätte ich diese Frage wahrscheinlich damit beantwortet, dass unsere Hauptaufgabe die Wissensvermittlung ist. Doch Wissensvermittlung ist mittlerweile in den Hintergrund gerückt, weil so viele andere Aufgaben Vorrang haben.

    Unsere Hauptaufgabe liegt zunehmend in der Erziehung und im Beziehungsaufbau. Wir versuchen, Defizite aus der Pandemie oder aus der enormen Chancenungleichheit auszugleichen. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Schüler:innen in einen festen, strukturierten und ritualisierten Alltag zu bringen. Sie sollen lernen, sich an gesellschaftliche Vorgaben anzupassen und sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Gleichzeitig besteht unsere Aufgabe darin, sie zur Autonomie zu erziehen, sie zum selbstständigen Lernen und kreativen Arbeiten zu motivieren.

    Dieser Prozess wird uns jedoch durch starre Lehrpläne, unflexible und veraltete Strukturen sowie fehlende finanzielle Mittel erschwert. Und damit meine ich nicht nur fehlende Tablets oder Laptops – die natürlich ebenfalls Mangelware sind. Ich spreche von grundlegenden Dingen wie funktionierenden Sanitäranlagen, einem ansprechenden Pausenhof (oder überhaupt einem Pausenhof) und einer sicheren Turnhalle. Es fehlt oft an einem Ort, an dem sich Kinder wohlfühlen können, ohne dass Lehrkräfte ein Monatsgehalt für die Gestaltung des Klassenzimmers ausgeben müssen.

    Unsere Hauptaufgabe ist es geworden, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der Kinder und Jugendliche sich entwickeln können.

    Und wenn es uns gelingt, ihnen dabei auch noch Wissen zu vermitteln, dann umso besser – vorausgesetzt, die grundlegenden Fähigkeiten für eine gesellschaftliche Teilhabe sind weitestgehend stabil.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Jeden Tag sehe ich Kinder und Jugendliche, denen die Orientierung fehlt – die Angst haben, wie es für sie weitergeht oder die fürchten, zu scheitern oder nicht gut genug zu sein. Ich sehe es als meine Pflicht an, sie zu unterstützen, ihnen Halt zu geben und ihnen Strategien an die Hand zu geben, mit denen sie an sich selbst glauben und zuversichtlich in die Zukunft blicken können.

    Ich möchte ihnen helfen, das Positive im Leben zu sehen und Fehler als Chancen zu begreifen, aus denen sie lernen und wachsen können.

    Außerdem gibt es heute so viele Möglichkeiten, soziale und erzieherische Elemente in den Unterricht zu integrieren. Wir können uns Unterstützung holen – sei es durch Fortbildungen oder durch den Austausch mit Kolleg:innen. Besonders inspirierend finde ich es, mich über Plattformen wie Instagram oder eduki mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Dadurch erhalte ich neue Perspektiven und Ideen, die ich in meinen Unterricht einfließen lassen kann. Diese Vielfalt an Möglichkeiten macht meinen Beruf für mich besonders wertvoll.

    Johannas Tipp

    Seid kein Einzelkämpfer! Vernetzt euch mit Gleichgesinnten, holt euch Ideen und greift auf bewährte Methoden und Inhalte zurück. Sucht auch die Hilfe von Fachpersonal, wenn ihr in einem bestimmten Bereich nicht weiterkommt. Wir können nicht alles wissen oder können – aber wir können uns Menschen an die Seite holen, die uns unterstützen.

  • Im Interview mit Jennifer Stier

    Im Interview mit Jennifer Stier

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Die Hauptaufgabe einer Lehrkraft heute geht weit über das Vermitteln von Fachwissen hinaus. Es ist unsere Aufgabe, Schüler:innen zu befähigen, sich kritisch und selbstbestimmt in einer digitalisierten Welt zu bewegen. Dazu gehören nicht nur Medien- und KI-Kompetenz, sondern auch die Fähigkeit, kreativ und kollaborativ zu arbeiten. Wir sind Begleiter:innen in einem Lernprozess, der erfreulicherweise zunehmend individueller wird. Dafür gestalten wir Lernräume, in denen sich jede:r Einzelne nach den eigenen Stärken und Interessen entfalten kann. KI und digitale Werkzeuge eröffnen uns hier neue Möglichkeiten: personalisierte Lernpfade, adaptive Unterstützung, mehr Zeit für individuelle Förderung. Die Beziehungsarbeit ist und bleibt aber das Fundament – denn Lernen braucht eine wertschätzende und vertrauensvolle Lernatmosphäre.

    Über Jennifer Stier

    Seit ihrem Referendariat ist Jennifer fasziniert von den Möglichkeiten, die das digitale Lehren und Lernen mit sich bringt und hat ihren Unterricht und ihre Rolle darin immer wieder neu definiert.

    Sie unterrichtet seit 8 Jahren Mathematik und Informatik an einem Gymnasium im Berliner Norden. Sie engagiert sich für die didaktische Arbeit mit iPads und für den KI-Einsatz an ihrer Schule.

    Bildquelle: privat

    Mitzuerleben, wie meine Schüler:innen an ihren Aufgaben wachsen und ihren eigenen Weg finden, ist für mich unbezahlbar!

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Die Hauptaufgabe einer Lehrkraft heute geht weit über das Vermitteln von Fachwissen hinaus. Es ist unsere Aufgabe, Schüler:innen zu befähigen, sich kritisch und selbstbestimmt in einer digitalisierten Welt zu bewegen. Dazu gehören nicht nur Medien- und KI-Kompetenz, sondern auch die Fähigkeit, kreativ und kollaborativ zu arbeiten. Wir sind Begleiter:innen in einem Lernprozess, der erfreulicherweise zunehmend individueller wird. Dafür gestalten wir Lernräume, in denen sich jede:r Einzelne nach den eigenen Stärken und Interessen entfalten kann. KI und digitale Werkzeuge eröffnen uns hier neue Möglichkeiten: personalisierte Lernpfade, adaptive Unterstützung, mehr Zeit für individuelle Förderung. Die Beziehungsarbeit ist und bleibt aber das Fundament – denn Lernen braucht eine wertschätzende und vertrauensvolle Lernatmosphäre.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Weil es kaum eine spannendere Zeit gibt, um Lehrkraft zu sein! Der Wandel im Bildungsbereich bringt so viele Chancen mit sich, Unterricht neu zu denken: interaktiver, individueller, kreativer. Die Entwicklungen im Bereich KI finde ich besonders interessant: Sie erlauben es uns, viel individueller auf Lernende einzugehen und Lernprozesse noch flexibler zu gestalten. Wir können ihnen in diesem Rahmen noch besser Verantwortung für ihren eigenen Lernweg übertragen. Ich liebe es einfach, gemeinsam mit meinen Klassen neue Wege zu erkunden und zu schauen, was schon geht. Dabei lernen wir alle sehr viel. Nicht zuletzt ist und bleibt es ein wundervolles Gefühl, zu sehen, wie auf ein „Ich kann das noch nicht“ der Aha-Moment folgt. Begeisterung fürs Lernen zu wecken, gemeinsam große und auch kleinere Erfolge zu feiern und meine Schüler:innen fit für eine digitale Zukunft zu machen – das treibt mich an.

    Was ist deine Kraftquelle?

    Am meisten Kraft gibt mir der Unterricht selbst – die Zeit mit meinen Schüler:innen. Zu sehen, wie sie sich entwickeln und über sich hinauswachsen. Momente, in denen es bei einem schwierigen Konzept plötzlich „Klick“ macht oder wir einfach gemeinsam lachen, machen meinen Beruf so besonders. Lernen ist kein starrer Prozess, sondern lebendig – voller Fragen und Umwege.

    Jennifers Tipp

    Vernetzt euch! Es gibt so viele Lehrkräfte da draußen, die großartige Ideen teilen – mein persönlicher Tipp ist hier Instagram mit seinem #instalehrerzimmer. Hier bieten sich tolle Möglichkeiten für einen Austausch oder Inspiration. Selbst kleine Ideen können schon große Veränderungen bewirken. Traut euch einfach und probiert es aus! Jede noch so kleine Veränderung kann den Unterschied machen – für euch, für eure Schüler:innen und für die Freude am Unterrichten.

  • Im Interview mit Ann-Marie Backmann

    Im Interview mit Ann-Marie Backmann

    Beziehungsstarke Lernkultur … was bedeutet das für deine Aufgabe als Lehrerin?

    Meine Hauptaufgabe als Lehrerin ist, über eine starke Beziehung zu den Schüler*innen Lernen überhaupt erst zu ermöglichen, egal ob sie digital oder analog lernen. Denn damit die Kinder und Jugendlichen für eine ungewisse Zukunft gewappnet sind, ist es nötig, dass sie eigenverantwortlich lernen und Probleme lösen. Starke Beziehungen in der Schule tragen sie dabei – eigenverantwortlich heißt nicht allein!

    Meine Rolle ist also eine Begleitende, was aber nicht weniger, sondern erstmal mehr Arbeit ist: Die Weiterentwicklung als Lernbegleiterin ist Persönlichkeitsentwicklung pur. Wozu bin ich noch da, wenn ich nicht mehr alles wissen muss? Wenn ich nicht die Fäden im lehrerzentrierten Unterricht zusammenhalte, sondern die Kinder in ihrem eigenen Tempo voranschreiten? Hier heißt es Kontrolle abzugeben, so oft wie möglich mit den Schüler*innen von der Metaebene auf ihren Lernprozess zu schauen und Strategien für sie nutzbar zu machen. Einzelkämpfertum war gestern!

    Über Ann-Marie Backmann

    Pädagogik und Latein sind die Fächer, die Ann-Marie Backmann seit 2012 unterrichtet. Seit 2023 ist sie didaktische Leiterin einer Gesamtschule und seit 2021 neben ihrer schulischen Arbeit selbstständig als Coach für begeisterte Lehrerinnen, die Schule beziehungsstark machen. In ihrem Blogcast und bei Instagram teilt sie Einblicke in die beziehungsstarke Lernkultur.

    Foto: Gabi Mladenovic

    Beziehungsstarke Lernkultur … was bedeutet das für deine Aufgabe als Lehrerin?

    Meine Hauptaufgabe als Lehrerin ist, über eine starke Beziehung zu den Schüler*innen Lernen überhaupt erst zu ermöglichen, egal ob sie digital oder analog lernen. Denn damit die Kinder und Jugendlichen für eine ungewisse Zukunft gewappnet sind, ist es nötig, dass sie eigenverantwortlich lernen und Probleme lösen. Starke Beziehungen in der Schule tragen sie dabei – eigenverantwortlich heißt nicht allein!

    Meine Rolle ist also eine Begleitende, was aber nicht weniger, sondern erstmal mehr Arbeit ist: Die Weiterentwicklung als Lernbegleiterin ist Persönlichkeitsentwicklung pur. Wozu bin ich noch da, wenn ich nicht mehr alles wissen muss? Wenn ich nicht die Fäden im lehrerzentrierten Unterricht zusammenhalte, sondern die Kinder in ihrem eigenen Tempo voranschreiten? Hier heißt es Kontrolle abzugeben, so oft wie möglich mit den Schüler*innen von der Metaebene auf ihren Lernprozess zu schauen und Strategien für sie nutzbar zu machen. Einzelkämpfertum war gestern!

    Je mehr Freiheiten die Schüler*innen haben, desto mehr Organisation und Absprache ist im Hintergrund bei den Lehrkräften nötig

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

    Ich bin genau jetzt gerne Lehrerin, weil sich in der Schullandschaft etwas bewegt und ich an einer Schule im Aufbruch „geistig atmen“ kann, wenn ich mit unserem Team lernerzentrierte Formate weiterentwickle. Als Tutorin in der persönlichen Beratung durfte ich Schüler*innen als Persönlichkeiten kennenlernen. Manche tun sich zunächst schwer mit Eigenverantwortung, andere blühen schnell auf und wachsen über sich hinaus. Da so nah dran sein zu dürfen, finde ich wunderbar.

    In meiner Tätigkeit ist mir wichtig, dass die Schüler*innen in den Lernformaten jederzeit eine Antwort auf die Frage finden „Was hat das mit mir zu tun?“. Aktuell erarbeitet ein Kurs in der Mittelstufe mit einem externen Trainer und einem engagierten Kollegen eine digitale Einwahlmöglichkeit für unsere Lernbüros. Sie lernen Design und Coding – und schaffen gleichzeitig für ihre Mitschüler*innen eine Verbesserung im Schulalltag.

    Was treibt dich und deine Kolleg:innen an?

    Ein wichtiges Thema an unserer Gesamtschule ist aktuell die Partizipation der Schüler*innen über ihren Lernprozess hinaus und die Förderung von sozial-emotionalen Kompetenzen. Laut Shell Jugendstudie 2019 berichten fast zwei von drei weniger privilegierten Jugendlichen, die Erfahrung zu machen, dass andere über sie bestimmen, während dies ansonsten nur von knapp jedem Zweiten und bei Altersgenossen aus der obersten Herkunftsschicht sogar nur von jedem Dritten berichtet wird.

    Meine Arbeit als Coach gibt mir die Zuversicht, dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer sich trauen, vor Ort Schule beziehungsstark zu machen: Denn sie sind wichtig und ihre Schüler*innen auch!

    Ann-Maries Tipp

    Meine Tipps für dauerhaft begeistertes Dasein als Lehrkraft:

    1. Übernimm Verantwortung für deine Gefühle

    2. Grenze dich ab, um in Verbindung bleiben zu können

    3.  Finde heraus, wofür du täglich in die Schule gehst und was dein Beitrag dazu ist.

  • Im Interview mit Dr. David Luhr

    Im Interview mit Dr. David Luhr

    David ist seit 2007 im Schuldienst. Er arbeitete 10 Jahre an einem Gymnasium in Königswinter und ist seit 2019 an der Gesamtschule in Neunkirchen-Seelscheid tätig, aktuell als Abteilungsleiter der Oberstufe und Medienkoordinator. Er ist seit 2013 Schulentwicklungsberater für die Lehrerfortbildung der Bezirksregierung Köln (Nordrhein-Westfalen). Nebenberuflich ist er als freier Coach und Trainer unterwegs, u.a. für die Deutsche Akademie für pädagogische Führungskräfte, fobizz und die Robert-Bosch-Stiftung.

    Sein Podcast „Die Schulentwickler“ findet sich auf allen großen Podcastplattformen.

    Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

    Es geht darum, den Lernenden Mut mitzugeben sich eine komplexe Welt in der eigenen Auseinandersetzung anzueignen und sie mitzugestalten. Hierfür unterstütze ich die Schülerinnen und Schüler in meinem Unterricht ohne pädagogischen Dogmatismus.

    Ich verhandle mit mit meinen Schülerinnen und Schülern immer wieder aufs Neue, welche Unterrichtsformen für sie wirklich lernwirksam sind.

    Ich fordere sie, sodass sie ihre Komfortzone verlassen müssen und echtes Wachstum möglich ist. Ebenso akzeptiere ich, wenn sie temporär, z.B. in Prüfungszeiten, weniger eigene Verantwortung für den Lernprozess übernehmen möchten.

    Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrer?

    Weil Schule ein Ort ist, an dem wir jungen Menschen Vieles geben können, das in unserer Gesellschaft immer öfter schwindet:

    • Wir geben Halt und Verlässlichkeit.
    • Wir schaffen einen Raum der Auseinandersetzung auf Augenhöhe, jenseits gesellschaftlicher oder politischer Polarisierungen.
    • Wir bieten eine Grundlage an abgesichertem Wissen und reflektieren die Kontextabhängigkeit von diesem Wissen.
    • Wir können durch neue Technologien wie KI und digitale Werkzeuge eine spannende Synthese aus einer tradierten und zeitgleich zukunftsgewandten Schule schaffen. 

    Woraus schöpfst du die Kraft für deine Tätigkeit?

    Aus der täglichen Erfahrung, dass meine Tätigkeit als Lehrer für die jungen Menschen, die mir die Gesellschaft anvertraut hat, einen Unterschied macht und dass ich als Mitglied der Schulleitung sinnstiftende Lösungen für meine Kolleginnen und Kollegen finden kann.