Im Interview mit Johanna Waidt

Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

Als ich frisch aus dem Studium kam, hätte ich diese Frage wahrscheinlich damit beantwortet, dass unsere Hauptaufgabe die Wissensvermittlung ist. Doch Wissensvermittlung ist mittlerweile in den Hintergrund gerückt, weil so viele andere Aufgaben Vorrang haben.

Unsere Hauptaufgabe liegt zunehmend in der Erziehung und im Beziehungsaufbau. Wir versuchen, Defizite aus der Pandemie oder aus der enormen Chancenungleichheit auszugleichen. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Schüler:innen in einen festen, strukturierten und ritualisierten Alltag zu bringen. Sie sollen lernen, sich an gesellschaftliche Vorgaben anzupassen und sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Gleichzeitig besteht unsere Aufgabe darin, sie zur Autonomie zu erziehen, sie zum selbstständigen Lernen und kreativen Arbeiten zu motivieren.


Dieser Prozess wird uns jedoch durch starre Lehrpläne, unflexible und veraltete Strukturen sowie fehlende finanzielle Mittel erschwert. Und damit meine ich nicht nur fehlende Tablets oder Laptops – die natürlich ebenfalls Mangelware sind. Ich spreche von grundlegenden Dingen wie funktionierenden Sanitäranlagen, einem ansprechenden Pausenhof (oder überhaupt einem Pausenhof) und einer sicheren Turnhalle. Es fehlt oft an einem Ort, an dem sich Kinder wohlfühlen können, ohne dass Lehrkräfte ein Monatsgehalt für die Gestaltung des Klassenzimmers ausgeben müssen.

Über Johanna Waidt

Johanna ist seit 2020/21 voll ausgebildete Sonderpädagogin. Sie arbeitet in Bayern an einer Schule zur Erziehungshilfe (Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung) und ist zugleich als mobile Reserve an einem sonderpädagogischen Förderzentrum im Landkreis tätig.

Bildquelle: privat

Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?

Als ich frisch aus dem Studium kam, hätte ich diese Frage wahrscheinlich damit beantwortet, dass unsere Hauptaufgabe die Wissensvermittlung ist. Doch Wissensvermittlung ist mittlerweile in den Hintergrund gerückt, weil so viele andere Aufgaben Vorrang haben.

Unsere Hauptaufgabe liegt zunehmend in der Erziehung und im Beziehungsaufbau. Wir versuchen, Defizite aus der Pandemie oder aus der enormen Chancenungleichheit auszugleichen. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Schüler:innen in einen festen, strukturierten und ritualisierten Alltag zu bringen. Sie sollen lernen, sich an gesellschaftliche Vorgaben anzupassen und sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Gleichzeitig besteht unsere Aufgabe darin, sie zur Autonomie zu erziehen, sie zum selbstständigen Lernen und kreativen Arbeiten zu motivieren.

Dieser Prozess wird uns jedoch durch starre Lehrpläne, unflexible und veraltete Strukturen sowie fehlende finanzielle Mittel erschwert. Und damit meine ich nicht nur fehlende Tablets oder Laptops – die natürlich ebenfalls Mangelware sind. Ich spreche von grundlegenden Dingen wie funktionierenden Sanitäranlagen, einem ansprechenden Pausenhof (oder überhaupt einem Pausenhof) und einer sicheren Turnhalle. Es fehlt oft an einem Ort, an dem sich Kinder wohlfühlen können, ohne dass Lehrkräfte ein Monatsgehalt für die Gestaltung des Klassenzimmers ausgeben müssen.

Unsere Hauptaufgabe ist es geworden, eine sichere Umgebung zu schaffen, in der Kinder und Jugendliche sich entwickeln können.

Und wenn es uns gelingt, ihnen dabei auch noch Wissen zu vermitteln, dann umso besser – vorausgesetzt, die grundlegenden Fähigkeiten für eine gesellschaftliche Teilhabe sind weitestgehend stabil.

Warum bist du gerade jetzt gerne Lehrerin?

Jeden Tag sehe ich Kinder und Jugendliche, denen die Orientierung fehlt – die Angst haben, wie es für sie weitergeht oder die fürchten, zu scheitern oder nicht gut genug zu sein. Ich sehe es als meine Pflicht an, sie zu unterstützen, ihnen Halt zu geben und ihnen Strategien an die Hand zu geben, mit denen sie an sich selbst glauben und zuversichtlich in die Zukunft blicken können.

Ich möchte ihnen helfen, das Positive im Leben zu sehen und Fehler als Chancen zu begreifen, aus denen sie lernen und wachsen können.

Außerdem gibt es heute so viele Möglichkeiten, soziale und erzieherische Elemente in den Unterricht zu integrieren. Wir können uns Unterstützung holen – sei es durch Fortbildungen oder durch den Austausch mit Kolleg:innen. Besonders inspirierend finde ich es, mich über Plattformen wie Instagram oder eduki mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Dadurch erhalte ich neue Perspektiven und Ideen, die ich in meinen Unterricht einfließen lassen kann. Diese Vielfalt an Möglichkeiten macht meinen Beruf für mich besonders wertvoll.

Johannas Tipp

Seid kein Einzelkämpfer! Vernetzt euch mit Gleichgesinnten, holt euch Ideen und greift auf bewährte Methoden und Inhalte zurück. Sucht auch die Hilfe von Fachpersonal, wenn ihr in einem bestimmten Bereich nicht weiterkommt. Wir können nicht alles wissen oder können – aber wir können uns Menschen an die Seite holen, die uns unterstützen.

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