Wo bist du gerade tätig?
Ich bin aktuell an den Kaufmännischen Schulen Rheine tätig – einem Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung im Norden von Nordrhein-Westfalen. Mit rund 2.000 Schüler:innen und Studierenden sind wir zwar nicht das größte Berufskolleg im Land, aber zweifellos ein bildungspolitisches Schwergewicht in unserer Region.
Seit Beginn des aktuellen Schuljahres habe ich die offizielle Funktion der Schulleitung übernommen – wobei ich diese Rolle bewusst als Teamleitung verstehe. Ich sehe mich nicht als delegierende, sondern als ermöglichende Instanz: Mein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kolleg:innen inspirieren, stärken und in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützen.
Neben meiner Leitungstätigkeit bin ich weiterhin als Lehrer aktiv – unter anderem in der Fachschule für Wirtschaft sowie im Bildungsgang „Europakaufleute“. Inhaltlich habe ich mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Förderung von Unternehmergeist (z. B. im Planspiel DGPS) sowie mit der Bildung in der digitalen Welt befasst. Beide Themenfelder habe ich über viele Jahre auch im Rahmen der Fortbildung von Lehrkräften begleitet – sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in internationalen Projekten mit Partnern in der Türkei, Belarus und Jordanien. Mit der Übernahme der Schulleitung habe ich diesen Bereich jedoch bewusst in andere Hände übergeben, um mich ganz auf meine neue Rolle und die damit verbundenen Aufgaben konzentrieren zu können.
Über Tobias Raue
Lehrer und Schulleiter eines Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen. Er ist seit 2004 im Schuldienst tätig und hat zahlreiche Facetten des Lehrerberufs erlebt – von der Fachpraxis im Unterricht bis hin zur Schulentwicklung auf Leitungsebene.
Um seine Akkus aufzuladen, wenn der Schulalltag voll war, gönnt er sich ab und zu einen Filmabend mit gutem Streaming. Oder er geht pfeifend durch die Schule …

Wenn morgens „Take a Chance on Me“ gepfiffen durch die Flure klingt, ist das kein ungewöhnliches Geräusch bei uns.
Wo bist du gerade tätig?
Ich bin aktuell an den Kaufmännischen Schulen Rheine tätig – einem Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung im Norden von Nordrhein-Westfalen. Mit rund 2.000 Schüler:innen und Studierenden sind wir zwar nicht das größte Berufskolleg im Land, aber zweifellos ein bildungspolitisches Schwergewicht in unserer Region.
Seit Beginn des aktuellen Schuljahres habe ich die offizielle Funktion der Schulleitung übernommen – wobei ich diese Rolle bewusst als Teamleitung verstehe. Ich sehe mich nicht als delegierende, sondern als ermöglichende Instanz: Mein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kolleg:innen inspirieren, stärken und in ihrer Arbeit bestmöglich unterstützen.
Neben meiner Leitungstätigkeit bin ich weiterhin als Lehrer aktiv – unter anderem in der Fachschule für Wirtschaft sowie im Bildungsgang „Europakaufleute“. Inhaltlich habe ich mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Förderung von Unternehmergeist (z. B. im Planspiel DGPS) sowie mit der Bildung in der digitalen Welt befasst. Beide Themenfelder habe ich über viele Jahre auch im Rahmen der Fortbildung von Lehrkräften begleitet – sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in internationalen Projekten mit Partnern in der Türkei, Belarus und Jordanien. Mit der Übernahme der Schulleitung habe ich diesen Bereich jedoch bewusst in andere Hände übergeben, um mich ganz auf meine neue Rolle und die damit verbundenen Aufgaben konzentrieren zu können.
Was ist aus deiner Sicht die Hauptaufgabe einer heutigen Lehrkraft?
Bildung und Erziehung bilden nach wie vor den Kern unserer Arbeit – doch die Schwerpunkte verschieben sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen. Lehrkräfte sind heute nicht nur Wissensvermittler:innen, sondern vor allem Begleiter:innen auf dem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.
Gerade an einem Berufskolleg übernehmen wir dabei eine Schlüsselfunktion im Übergang von Schule in Ausbildung, Studium oder Beruf. Wir vermitteln nicht nur Kompetenzen, sondern auch Orientierung in beruflichen Systemen und gesellschaftlichen Zusammenhängen – und öffnen Zugänge zu Netzwerken, die jungen Menschen oft noch verschlossen sind.

Dabei ist Schule längst mehr als ein Ort des Lernens. Sie ist ein sozialer Erfahrungsraum – mit klaren Strukturen, verlässlichen Regeln und einem geschützten Rahmen, der im besten Fall eine Atmosphäre schafft, die als Resonanzraum wirkt: ein Ort, an dem junge Menschen sich selbst und anderen begegnen können – angstfrei, respektvoll und auf Augenhöhe.
Das gelingt nicht immer. Denn individuelle und kollektive Konflikte aus dem sozialen Umfeld tragen viele Schüler:innen täglich mit in den Klassenraum. Ein faires, vielfältiges und demokratisches Miteinander zu ermöglichen, ist eine Daueraufgabe – und eine echte Herausforderung. Jede Lehrkraft steht dafür ein. Und das ist ein anstrengender Job. Vor allem, weil man sich ständig auf neue Dynamiken einlassen muss – was nicht leicht ist in einem Tempo, in dem sich Jugend immer wieder neu erfindet. Getrieben von digitaler Referenzialität und Gemeinschaftlichkeit.
Gerade jetzt gerne Lehrer zu sein – das ist für mich eine bewusste Entscheidung. In einer Zeit, in der viele Lebensbereiche von Unsicherheit und Wandel geprägt sind, bleibt Schule ein verlässlicher Ort. Ein Ort, an dem junge Menschen begleitet, gestärkt und ernst genommen werden. Daran mitzuwirken, gibt meiner Arbeit Sinn und Richtung.
Was motiviert dich? Warum bist du gerne Lehrer und gerne jetzt Lehrer?
Was mich motiviert, ist der Gestaltungsraum: Schule ist nie „fertig“. Gerade am Berufskolleg können wir ganz konkret Einfluss nehmen – auf gerechte Übergänge in Ausbildung und Beruf, auf die Orientierung in einer komplexen Gesellschaft, auf das Miteinander im (beruflichen) Alltag.
Was mich trägt, ist die spürbare Wirkung – im Kleinen wie im Großen. Wenn ein Schüler mir auf dem Flur wiederholt stolz berichtet, dass „jetzt alles besser läuft“, nachdem wir gemeinsam einen neuen Weg für ihn gefunden haben. Oder wenn ein ehemaliger Teilnehmer meines Gründerkurses den Mut fasst, in ein Berliner Start-up einzusteigen – bestärkt durch das, was er bei uns erleben konnte. Solche Momente zeigen, dass unsere Arbeit etwas bewegt.
Schule ist ein Ort, in dem nachgedacht, gestritten, gelernt und gelacht werden darf.
Und nicht zuletzt ist Schule für mich ein Resonanzraum – für Schüler:innen, aber auch für uns Lehrkräfte. Das zu ermöglichen, im Team, Tag für Tag, macht für mich den Kern dieses Berufs aus.
Woraus schöpfst du die Kraft für deine Tätigkeit?
Meine Resilenzquellen sind bunt gemischt – und ganz und gar nicht nur pädagogisch. Da ist natürlich meine Familie, die mir Rückhalt gibt und mir hilft, den Blick zu weiten. Dann sind da gute Gespräche im Freundeskreis, bei denen es auch mal nicht um Schule und Führung gehen darf – oder umso entspannter genau darum.
Kraft schöpfe ich auch aus unserer Schule selbst – einem gut ausgestatteten, modernen Arbeitsort, an dem ich gerne bin. Und aus dem Miteinander mit meinem Leitungsteam und dem Kollegium: Wir tragen gemeinsam, was uns bewegt, und das gibt Halt.
Und dann ist da noch dieser leise Grundoptimismus, der mich trägt. Vielleicht eine leicht naive Vorstellung – aber ich glaube daran, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt. Und ich gehe davon aus, dass viele diesen Optimismus teilen. Das hilft.
Tobias’ Tipp
Schule nicht zu ernst nehmen – im besten Sinne. Natürlich übernehmen wir Verantwortung für Bildung, Entwicklung und Zukunft. Aber Schule ist auch ein Ort voller Eigenarten, kleiner Pannen und großer Lernmomente – für alle Beteiligten. Wer das mit einem offenen Herzen und einem Augenzwinkern begleitet, bleibt handlungsfähig – und vor allem: menschlich.
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